Intro
Eine Web-Dokumentation der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und ArbeitsmedizinArbeitszeiten der Zukunft – flexibel um jeden Preis?
Damals
Davor, zu Zeiten der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, waren tägliche Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden keine Seltenheit.
Arbeitsbeginn und Ende waren für alle gleich – und die Arbeit war bestimmt vom Takt der Maschine, an der man arbeitete.
Diskutierte man damals über die Arbeitszeit, ging es in erster Linie um deren Dauer und die Auswirkungen auf Wirtschaftskraft und Produktivität, Familienleben und Gesundheit.
Heute
Immer mehr Start-ups, berüchtigt für lange Arbeitszeiten, justieren sich neu: Nur noch fünf Stunden am Tag oder nur vier Tage die Woche lautet bei einigen von ihnen das neue Motto.
Und in der Metallindustrie gilt ab 2019 ein Recht auf Verkürzung der Arbeitszeit und zusätzliche freie Tage für Kindererziehung oder Pflege.
Flexibel arbeiten in den neuen Arbeitswelten
Während altbekannte Themen wie Überstunden, lange Arbeitszeiten oder Schichtarbeit bestehen bleiben, kommen im Rahmen der Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort, der erweiterten Erreichbarkeit oder dem mobilen Arbeiten neue Fragen hinzu.
Dr. Anita Tisch
Leiterin der Gruppe "Wandel der Arbeit"
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Arbeitszeit – was ist das?
Forschung zu Arbeitszeit/Woher stammt unser Wissen?
Arbeitszeit und Gesundheit
Die Arbeitswissenschaft beschäftigt sich deshalb intensiv mit der Frage, wie menschengerechte Arbeitszeitmodelle aussehen müssen. Anders als vor 100 Jahren steht dabei heute nicht nur die Länge eines Arbeitstages im Mittelpunkt.
Von besonderem Interesse sind risikobehaftete Arbeitszeiten, die eine besondere Belastung darstellen.
Hierzu zählen solche am Tagesrand oder am Wochenende, Schicht- und Nachtarbeit oder auch besonders lange Arbeitszeiten.
Dr. Anita Tisch
Leiterin der Gruppe "Wandel der Arbeit"
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Arbeitszeitforschung
Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland
Erstmals 2015 durchgeführt, ist die repräsentative Befragung als sogenannte Panelstudie angelegt. Das heißt, dieselben Personen werden mit zeitlichem Abstand mehrmals befragt, um Veränderungen erkennen zu können.
Mit den Ergebnissen der Befragung lassen sich
Aussagen zum tatsächlichen Arbeitszeitgeschehen in Deutschland treffen. Dies gilt für die Dauer und die Lage der Arbeit, z. B. Schichtarbeit oder Arbeit am Wochenende, für die Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten und auch für die Frage, wie flexibel gearbeitet wird.
Dr. Anita Tisch
Leiterin der Gruppe "Wandel der Arbeit"
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Ergebnisse
Flexible Arbeit - Vorteil für alle?
Wandel der Arbeit
Flexibilität ist deshalb das Schlagwort in der Diskussion um die Arbeitszeit:
Flexible Beschäftigte, die mal etwas länger bleiben können, die Schichten tauschen, kurzfristig zur Verfügung stehen und auch außerhalb der Arbeit für Kunden, Kollegen oder Vorgesetzte erreichbar sind – das wünschen sich viele Unternehmen.
Flexible Arbeitszeiten, die Handlungsspielräume ermöglichen, aber auch Berechenbarkeit, sodass berufliche und private Dinge geplant und stressfrei miteinander verknüpft werden können – das wünschen sich viele Arbeitnehmer.
Corinna Brauner
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland"
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Flexibel arbeiten
Flexibel und gesund?
Für die Arbeitswissenschaft stellt sich deshalb die Frage, unter welchen Bedingungen flexible Arbeit auch gesunde Arbeit ist.
Von zentraler Bedeutung sind hierbei die zeitlichen Handlungsspielräume der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Entgrenzung der Arbeit
Am Wochenende die E-Mail vom Chef lesen oder im Urlaub telefonische Fragen der Kollegen beantworten: Das möchte fast niemand.
Die "Entgrenzung" der Arbeit ist ein weiterer Aspekt des Themas Flexibilität. Gemeint ist damit, dass Arbeit und Freizeit nicht mehr deutlich voneinander getrennt sind, sondern die Arbeit in die Freizeit hineinragt. Auch hier besteht ein Zusammenhang mit der Gesundheit von Beschäftigten.
Flexible Arbeitszeitmodelle in der Praxis
Flexible Arbeitszeitmodelle
Die klare Antwort: Es kommt darauf an. Und: Keine Lösung passt für alle.
Arbeitszeitmodelle gibt es viele – von Gleitzeit über Telearbeit bis zur Rufbereitschaft. Eine Übersicht der verschiedenen Möglichkeiten, ihrer Voraussetzungen sowie ihrer jeweiligen Vor- und Nachteilen sind in der Broschüre „Flexible Arbeitszeitmodelle“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zusammengestellt.
Grundsätzlich gilt: Auch das beste Arbeitszeitmodell kann eine personelle Unterbesetzung auf Dauer nicht ausgleichen.
Arbeitszeitmodelle in der Praxis
Die folgenden Beispiele stammen aus dem
Angebot "Experimentierräume" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Frank Brenscheidt
Mitarbeiter der Gruppe "Wandel der Arbeit"
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Unterstützungsangebote
Fazit und Ausblick
Arbeitszeiten der ZukunftFlexibel und menschengerecht
Eine gute Balance zu finden, in der die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Schutz der Gesundheit von Beschäftigten gleichermaßen beachtet werden, ist von entscheidender Bedeutung, damit flexible Arbeit auch menschengerechte Arbeit ist.
Das deutsche Arbeitszeitgesetz bietet dafür einen geeigneten Rahmen. Es ermöglicht flexible Arbeitszeiten und stellt sicher, dass die Gesundheit der Beschäftigten dabei geschützt wird.
Wissen für gesunde Arbeitszeiten
Anders als damals ist das Wissen über die gesundheitlichen Folgen bestimmter Arbeitszeitregelungen heute aber deutlich größer.
Dieses Wissen weiter auszubauen, aktuell zu halten und weiterzugeben ist die Aufgabe der Arbeitszeitforschung. Sie trägt dazu bei, dass in den Arbeitswelten der Zukunft Flexibilität und Gesundheit im Einklang stehen.
Die Basis hierfür bildet eine umfangreiche und langfristig angelegte Forschung, mit der Zusammenhänge aufgedeckt und Gestaltungshinweise gegeben werden können.
Ausblick
Ende
Dank
Wir danken Corinna Brauner, Frank Brenscheidt und Dr. Anita Tisch für die fachliche Begleitung und ihre Mitwirkung in den Videos.
Unser Dank gilt außerdem der Agentur „neues handeln“ für ihre Unterstützung sowie der AWO Unterfranken, der Bäckerei Leonhardt und Cisco Systems für die Überlassung von Bildmaterial.
Flexible ArbeitszeitkontenAWO Unterfranken
Flexible SchichtarbeitBäckerei Leonhardt
Neben einem neuen Angebot wurden der Herstellungsablauf und damit auch die Personalplanung verändert – alles mit dem Ziel, einerseits die Umsätze zu steigern und andererseits Mitarbeitende zu entlasten und den Beruf der Bäckerin oder des Bäckers attraktiver und familienfreundlicher zu machen.
Flexible ArbeitsorteCisco Systems
Selbst die Führungskräfte befinden sich selten dort, wo ihre Mitarbeitenden sind: 60 Prozent der Beschäftigten bei Cisco haben ihre Chefin oder ihren Chef nicht am gleichen Arbeitsort.